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Dirk Ploss - Innovation Professional

TODESURSACHE: KERNGESCHÄFT​

Jedes Jahr sterben tausende Unternehmen, obwohl sie innovativ waren. Die durchschnittliche Lebensdauer eines Fortune-500-Konzerns liegt mittlerweile bei unter 20 Jahren. Und nach wie vor stellen sich 85% aller jährlichen Neueinführungen im Konsumgüterbereich als Flops heraus.

Das alles passiert, weil sich Unternehmen und Manager gern auf das verlassen, was sicher und vorhersehbar ist: Ihr Kerngeschäft. Und deshalb völlig unvorbereitet sind, wenn plötzlich disruptiv agierende, neu auftretende Wettbewerber auf den Plan treten.

Vergessen Sie Ihre traditionellen Wettbewerber.

Nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie befindet sich die Wirtschaft in einem radikalen Umbruch – das Virus hat hier nur die Rolle eines Brandbeschleunigers eingenommen. Ob Digitalisierung, Globalisierung oder die Demokratisierung von Produktionsmitteln: Der Wandel hat viele Ursachen. Im Ergebnis steht jedoch fast immer eine tiefgreifende Veränderung, auf deren Umfang und Geschwindigkeit kaum ein Unternehmen vorbereitet ist.

Konnte man sich Jahrzehnte darauf verlassen, dass Wettbewerb in einem mehr oder minder geschlossenen Zirkel ausgefochten wurde, heißt die Konkurrenz von heute und morgen immer öfter Google, Amazon oder Alibaba. Der Videokonferenz-Anbieter Zoom ist mehr wert als die sieben größten Airlines der Welt zusammen. Tesla erreicht eine höhere Marktkapitalisierung als alle deutschen und amerikanischen Autobauer. Und der Werbemarkt? Wird nicht mehr von Medienkonzernen, sondern von Google und Facebook dominiert.

10% besser reicht nicht mehr.

Natürlich hat inkrementelle Innovation nach wie vor ihre Daseinsberechtigung. Das etwas bessere Produkt, die etwas bessere Formulierung oder das etwas bessere Verpackungsdesign werden auch zukünftig kaufentscheidende Faktoren sein. Allerdings nur im Vergleich mit den alteingesessenen Mitbewerbern – im Wettbewerb mit Disruptoren, Indie-Brands und Technologie-Konzernen reicht inkrementelle Innovation bei weitem nicht aus.

Um auch langfristig erfolgreich agieren zu können, bedarf es daher eines gänzlich anderen Ansatzes: Radikale Innovation. Statt etwas Bestehendes um 10% zu verbessern, müssen Unternehmen bemüht sein, etwas Neues zu schaffen, das 10-mal so gut ist. Doch leider sind Unternehmen darauf im Regelfall nicht vorbereitet.

Schluss mit dem Innovations-Theater!

Innovation Labs. Hackathons. Inkubatoren. Design Thinking Workshops. Und natürlich: Business Modeling und agiles Arbeiten. Nein, an Buzzwords, Hype-Themen und fragwürdigen Beratungs-Angeboten herrscht wahrlich kein Mangel. Das Problem ist nur: Alle diese Instrumente und Maßnahmen bringen nichts, sind bestenfalls Innovations-Theater zur Unterhaltung von Top-Management und Shareholdern.

Wenn Sie Ihr Unternehmen wirklich mittels radikaler Innovation zukunftssicher aufstellen wollen, müssen Sie zunächst drei wesentliche Faktoren in den Griff bekommen. Diese sind:

  1. Kultur
  2. Organisation
  3. Prozesse

Machen Sie Ihr Unternehmen
fit für die Zukunft!

1. Schaffen Sie eine Innovations-Kultur

Was macht eine Innovations-Kultur eigentlich aus? In vielen Unternehmen, so scheint es zumindest, wird Innovation als notwendiges Übel angenommen. Und nicht nur das: Die mit echter Innovation einhergehende Unsicherheit sowie das Risiko des Scheiterns führen in den meisten Unternehmen zu einer starken Abwehrhaltung. Man sei lieber ein “Fast Follower” denn ein “Early Idiot”.

Diese Haltung mag vor 100, 50, ja, wahrscheinlich sogar noch vor 20 Jahren recht gut funktioniert haben. Heute jedoch nicht mehr. Kodak hat versucht, im Digitalgeschäft noch aufzuholen. Der Versandhandel hat irgendwann begonnen, Online-Shops und Marktplätze aufzubauen. Und auch Nokia hat irgendwann begonnen, Smartphones zu bauen. Aber in all diesen Fällen war es bereits längst zu spät.

Um Ihr Unternehmen zukunftssicher aufzustellen, benötigen Sie eine innovationsbejahende Kultur. Eine, die das Risiko schätzt, aber auch realistisch bewertet. Eine Kultur, in der Scheitern als Lernerfolg gesehen wird. Und vor allem eine Kultur, in der persönlicher Erfolg nicht in Eckbüros und Firmenparkplätzen gemessen wird, sondern in zukunftsfähiger Wertschöpfung.

2. Stellen Sie die Organisation richtig auf

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum in so vielen Unternehmen ausgerechnet das mittlere Management der größte Bremsklotz für Innovationen zu sein scheint? Und das, obwohl die oberste Führungsebene ständig von Disruption, New Work, Agilität und radikaler Innovation redet? Nun, die Antwort auf diese Frage lässt sich relativ einfach erklären:

Zunächst einmal existieren in fast allen Unternehmen keinerlei Incentive-Systeme, die auf langfristige, nachhaltige Innovation ausgerichtet sind. Schauen Sie in Ihre eigene Zielvereinbarung: Welcher Zeithorizont wird dort beschrieben? 12 oder sogar 18 Monate? Mit Sicherheit jedoch nicht 3 bis 5 Jahre – also die Zeit, die eine radikale Innovation bis zur Wirksamkeit braucht.

Der zweite große Hemmschuh lässt sich für gewöhnlich mit einem einzigen Blick auf das Organigramm erkennen: Es wird in Silos geplant, gedacht und gearbeitet. Statt bereits in der Organisation crossfunktionale Teams anzulegen, werden allerhöchstens “Schnittstellen” definiert. Das führt nicht nur regelmäßig zu redundanter Arbeit, es werden auch häufig halbgare Innovationen auf den Markt geworfen, denen wichtige Perspektiven bei der Entwicklung gänzlich gefehlt haben.

3. Etablieren Sie die notwendigen Prozesse

Lassen Sie mich raten: Auch in Ihrem Unternehmen werden Innovationen entlang eines so genannten “Stage-Gate-Prozesses” entwickelt. Also auf Basis eines Prozesses, der 1996 veröffentlicht wurde… einem Jahr, in dem es keine Smartphones gab, der Netscape Navigator 80% Marktanteile hatte und Google noch nicht einmal online war. Die Welt hat sich seitdem radikal verändert, doch Innovationen werden nach wie vor mit den Methoden des 20. Jahrhunderts entwickelt. Finde den Fehler.

Keine Frage: Die richtigen Innovations-Prozesse zu entwickeln, zu implementieren und mit Leben zu füllen ist alles andere als eine leichte Herausforderung. Aber: Es ist zwingend notwendig. Und, nein, es reicht nicht aus, hier ein bisschen Design Thinking, da ein wenig Lean Startup Management und dort noch eine Prise Working Out Loud zu praktizieren. In einem funktionierenden, wertschöpfenden Innovations-System wollen Sie sichergehen, dass auch radikale Innovationen messbar und beherrschbar entwickelt werden können.